Lektion: Material & Bekleidung


Orientierung

Wann hast du das letzte Mal neue Bergsportausrüstung gekauft? Wie oft kaufst du neue Ausrüstung oder Kleidung die du nicht zwingend neu brauchst? Wie oft kaufst du neue Ausrüstung oder Kleidung, obwohl man die alte evtl. noch hätte reparieren können?

Du fragst dich, was das Thema mit Umweltschutz zu tun hat?

Kletterende verursachen pro Saison im Durchschnitt 3638 kg CO2. Das entspricht ca. 28 Economy-Flügen von München nach Berlin. Ein Großteil davon geht zwar auf Flüge, Übernachtungen und Autoreisen zurück, aber auch Bekleidung und Sicherheitsausrüstung hinterlassen ihre Spuren.

Durch unser Konsum- und Mobilitätsverhalten haben wir einen enormen Einfluss auf unseren CO2-Fußabdruck. Garantiert findet jede*r etwas, wo man ansetzten kann: vermeiden (reparieren statt neu kaufen) vor reduzieren (umweltzertifizierte Materialien kaufen) vor kompensieren (CO2-Kompensationszahlungen leisten). In dieser Lektion lernst du worauf man achten muss und welche Möglichkeiten es gibt.


Fakten

Mikroplastik

Als Mikroplastik bezeichnet man kleine Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser unter 5 mm, nach einer Definition der National Oceanic and Atmospheric Administration von 2008. Mikroplastik hat viele unterschiedliche Ursprünge: Kosmetik und Shampoos, aber auch der Zerfall von Kunststoffprodukten, die oft die Basis von Bergsportausrüstung und Bekleidung sind. Mikroplastik hat verschiedenste zerstörerische Auswirkungen auf Flora und Fauna und auch auf uns Menschen, da wir Mikroplastik indirekt über die Nahrung aufnehmen.

Eine einfache Maßnahme ist Müllvermeidung bzw. der Kauf von plastikfreien Artikeln. Gleichzeitig gibt es immer mehr Initiativen, die Clean-Up Days veranstalten, um die Berge vom Müll zu befreien (z.B. Clean-Up Day der Sektion Oberland oder die Initiative Plastic-free Peaks aus dem Allgäu).

Umweltverträgliche Materialien

Einen großen Beitrag kann man leisten, indem man beim Kauf von Bekleidung und Ausrüstung auf Label achtet. Am besten ist es natürlich, gebraucht zu kaufen bevor man eine Neuanschaffung tätigt.

Bekannte Label sind z.B. die folgenden:

Weiterhin sollte man bei Produkten mit Woll-Anteil auf Biobaumwolle achten. Diese wurde ohne Pestizidnutzung angebaut, was die Gesundheit der Baumwoll-Pflücker*innen schützt. Gleichzeitig sorgt eine biologische Anbaumethode für langfristig nährstoffreiche und wasseraufnahmefähige Böden. So wird der Wasserverbrauch bei biologischem Anbau um bis zu 91% gesenkt (Quelle: Protact Guide Book)

Die Alternative zu Wolle ist ein Synthetik-Produkt mit Vor- und Nachteilen. Generell sollte man darauf achten, dass vor allem im Synthetik-Bereich vermehrt auf recycelte Materialien gesetzt wird. Mittlerweile sind vermehrt auch Kleidungsstücke aus pflanzlichen Fasern wie Hanf und Bambus unter Verwendung pflanzlicher Farbstoffe erhältlich.


Auf den Weg machen

Reparieren ist immer die bessere Lösung, auch hier gibt es verschiedene Angebote

Die Sektion Oberland bietet mit Repair-and-Care Workshops ca. 4-mal im Jahr eine Sprechstunde bei einer Schneiderin zu Reparatur-Fragen an. Infos hierzu und zum nachhaltigen Umgang mit Funktionskleidung findest Du hier.

Schätzfrage:


Zusammenfassung

Was kann ich nun tun, um umweltschonenden Konsum zu betreiben? In erster Linie gilt das Credo: kaufe nur, was du wirklich brauchst und mache dir Gedanken ob es wirklich neu sein muss. Ansonsten gibt es auch immer mehr Bergsport-Tauschbörsen oder gebrauchte Artikel. Nachhaltig ist immer das, worin man sich wohl fühlt, weil man es dann auch lange und gern trägt!

Treibhausgasmissionen und Müll entstehen auch bei unserer Ausrüstung und Funktionskleidung am Berg. Hier gibt es einfache Möglichkeiten, Funktionskleidung länger im Einsatz zu behalten und somit weniger Ressourcen zu verbrauchen bzw. Emissionen zu erzeugen:

  • die richtige Pflege und das Reparieren von Funktionskleidung: in den Repair & Care Sprechstunden in der Servicestelle am Isartor im Globetrotter (an festen Terminen quartalsweise) und am Alpinflohmarkt kann professionelle Beratung zur Pflege von Funktionskleidung in Anspruch genommen oder sogar zur Reparatur abgegeben werden
  • Aus zweiter Hand kaufen zum Beispiel auf dem Alpinflohmarkt oder gängigen Onlineplattformen, z.B. das Schwarze Brett
  • Nicht mehr reparierbare Funktionskleidung für das Upcyclingprojekt abgeben: Um zumindest den Lebenszyklus des Materials zu verlängern, kann in den Upcyclingboxen nicht mehr einsatzbereite Funktionskleidung aus Hardshell eingeworfen werden. Ehrenamtliche nähen in der Sektion daraus Upcycling- und Geldbeutel.
  • Nachhaltige Marken wählen bei Neuware

Mit unseren Initiativen versuchen wir, die Mitglieder zu einem nachhaltigeren Umfang mit Funktionskleidung zu sensibilisieren. Mach auch du mit!

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Lektion: Klimawandel


Orientierung

Klimawandel – Globaler Wandel – CO2 – Treibhauseffekt – Treibhausgase – Globale Erwärmung

Hinter all diesen Begriffen, die jeder aus den Medien kennt, steckt mehr oder weniger das gleiche Problem: die Erde, auf der wir leben, wird wärmer. Der Klimawandel ist längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern heute bereits deutlich zu spüren. Die Auswirkungen treffen die Alpen bzw. Gebirgsräume im Allgemeinen besonders hart. Diese Lektion gibt einen Überblick darüber.


Fakten

Was wir eigentlich alle bereits wissen…

2023 war weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Damit stellen die letzten neun Jahre die weltweit wärmsten dar (siehe Abb. oben). Die Jahre 2016 und 2015 waren, neben dem Klimawandel, durch ein außergewöhnlich starkes El-Niño-Ereignis geprägt, das hohe globale Temperaturen begünstigt. Die Jahre 2017 – 2022 waren die bisher wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1850, ohne El-Niño-Einfluss. Ab Sommer des Jahres 2023 begann ein neues El-Niño-Ereignis. Das allein kann aber nicht die extremen Rekordtemperaturen im Jahr 2023 erklären.

Damit stellen die letzten 7 Jahre die weltweit wärmsten dar.

Eine neue Studie (Juni 2021) vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz

Die Nullgradgrenze ist in der Schweiz in den letzten 150 Jahren um 200 bis 700 Meter angestiegen – besonders stark im Winter. Wenn die Treibhausgasemissionen unvermindert anhalten, werden die globalen Temperaturen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um mindestens 4 °C steigen. Damit wird die Schneefallgrenze in den Alpen etwa 1000 m höher liegen als heute.

Eine nach oben verschobene Null-Grad-Grenze hat z.B. eine schnellere Gletscherschmelze (bzw. weniger Gletschereis-Neubildung) und das Abtauen von Permafrost (siehe Lektion Gletscher) zur Folge. Aber auch auf die Pflanzen- und Tierwelt hat dies Auswirkungen. Tiere müssen sich im Sommer in noch höhere Lagen zurückziehen, wo die Temperaturen niedriger sind. Pflanzen können dies nicht und sind damit oftmals einer intensiveren Strahlung ausgesetzt.


Auf den Weg machen

Wusstest du, dass…

Werchowjansk

  • wir von 2010-2020 die weltweit wärmste Dekade seit Aufzeichnung erlebt haben?
  • im Juni 2020 im sibirischen Werchowjansk 38,5° C gemessen wurden?
  • die Null-Grad Grenze 2022 bereits Anfang Juli für mehrere aufeinander folgende Tage über 4000 m lag?
  • Die Emissionen von 2 kg Rindfleisch ca. der Energie entsprechen, die 0,1 m² sommerliches Eis in der Arktis schmelzen lassen?
  • Moore in natürlichem Zustand einen sehr guten CO2-Speicher darstellen?
  • Für das IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change) Forschende schätzen, dass mit jedem kg CO2 das ausgestoßen wird, auf lange Sicht ca. 15 kg Gletschereis schmelzen?

Um sich die Auswirkungen des Klimagases Kohlenstoffdioxid etwas besser vorstellen zu können, hier eine kurze Vergleichsübersicht:

Eine Tonne CO2…

  • entspricht ca. dem Volumen eines 8 Meter hohen Würfels gefüllt mit Gas.
  • kann eine Buche aufnehmen, wenn sie ca. 80 Jahre lang wachsen darf.
  • verursacht eine Autofahrt von 4900 Kilometern mit einem Mittelklasse-Benziner. Im Vergleich dazu käme eine Einzelperson mit der Bahn mit einer Tonne CO2 ca. 80.000 Kilometer weit.
  • entspricht einem Flug von Frankfurt am Main nach Lissabon und zurück.

Wichtig ist zu wissen, dass es neben CO2 auch noch weitere klimaschädliche Treibhausgase gibt, wie zum Beispiel Methan (CH4) oder Lachgas (N2O). Methan ist ca. 25x schädlicher als CO2, Lachgas sogar ca. 300x. Für die Vergleichbarkeit der Klimawirkung verschiedener Gase wird die Ausdrucksform CO2-Äquivalente (CO2e) verwendet. Eine Tonne Methan entspricht also etwa 25 Tonnen CO2e und eine Tonne Lachgas entspricht etwa 300 Tonnen CO2e.

Hauptquellen für Lachgas sind stickstoffhaltige Düngemittel in der Landwirtschaft und die Tierhaltung, Prozesse in der chemischen Industrie sowie Verbrennungsprozesse.

Rund 30 Prozent der weltweit emittierten Menge an Methan stammt aus der Viehhaltung. Das Gas entsteht in Fermentationsprozessen im Magen von Wiederkäuern. Darüber hinaus wird Methan durch die Abwasser- und Klärschlammbehandlung sowie die Klärschlammverwertung in der Landwirtschaft gebildet und freigesetzt.


Zusammenfassung

In den Bergen beobachten wir heute die Konsequenzen des Klimawandels:

  • Gletscher und Permafrost schmelzen –> Steinschlaggefahr steigt, Murenabgänge und Felsstürze werden wahrscheinlicher
  • Wege werden unbenutzbar
  • Die Winter werden kürzer bzw. die Anzahl der Tage mit geschlossener Schneedecke nimmt ab –> Tier- und Pflanzenwelt muss ihre Versorgung daran anpassen
  • Vegetationszonen verschieben sich
  • In den trockeneren Sommermonaten kommt es vermehrt zu Wassermangel

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Lektion: Stützpunkt


Orientierung

Nachhaltigkeit auf Hütten

Jede*r Bergsteiger*in wird früher oder später eine Hütte besuchen. Vor allem für längere alpine Touren ist ein Stützpunkt als Ausgang für Unternehmungen ein Muss. Und auch hier hinterlassen wir als Bergsport Treibende unsere Spuren.

Wusstest du zum Beispiel, dass der DAV im Grundsatzprogramm auf den Bau neuer Hütten verzichtet? Lediglich Ersatzbauten bzw. Maßnahmen zur Erhaltung.

Obwohl bzw. genau weil Hütten per se bereits eine Insellage haben, stellt sich die Frage: Wie können wir unseren Aufenthalt am Stützpunkt nachhaltiger gestalten? In dieser Lektion erfährst du mehr über Nachhaltigkeit auf Hütten.


Fakten

Umweltgütesiegel? So schmecken die Berge? Vielleicht habt ihr das ja schon mal gehört oder eines der Schilder neben dem Eingang zur Hütte gesehen. Mehr über diese zwei Hüttenauszeichnungen erfahrt ihr im Folgenden.

Umweltgütesiegel

Umweltgerechter und energieeffizienter Hüttenbetrieb wird beim Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Alpenverein durch ein Siegel gekennzeichnet. Die Verleihung des Siegel soll Hüttenpächter*innen motivieren, ihren Betrieb nachhaltiger zu gestalten. Erst nach einer umfangreichen Prüfung des Hüttenbetriebes entscheidet eine Jury.

Grundvoraussetzungen sind:

  • Die Identifikation der Hüttenwirtsleute mit der Hütten- und Tarifordnung sowie den Leitbildern der Alpenvereine
  • Umweltgerechtes und energieeffizientes Betreiben der AV-Hütte

Kriterien für dieses Siegel sind u.a. die folgenden:

  • Abfallwirtschaftskonzept muss vorliegen
  • Energieerzeugung möglichst durch regenerative Energieträger
  • Durchflussmenge von Wasserhähnen und Duschen begrenzen
  • Abfalltrennung + Kompostierung
  • Schulung der Mitarbeitenden
  • Hüttenbau und Architektur (klimagerechtes Bauen)

So schmecken die Berge

Regionale Kreisläufe zur Beschaffung von Lebensmitteln mit bestenfalls Bio-Zertifizierung – das sind die Kriterien der Initiative “So schmecken die Berge”. Mit dem Slogan “Echt gut – echt aus der Region” wird einerseits dem Hüttengast ein gutes Produkt auf den Teller geliefert und gleichzeitig die regionale Wirtschaft gestärkt, die Erhaltung der alpinen Kulturlandschaft gefördert und ein schonender Umgang mit Ressourcen unterstützt.

Kriterien für dieses Siegel sind die folgenden:

  • Lebensmittel stammen aus einem Radius von 50 km
  • Erzeuger*innen: 1. Priorität Regionalität, 2. Priorität Bio & Fair
  • mind. 3 Gerichte müssen aus regionalen Wirtschaftskreisläufen stammen und die Produzierenden in der Speisekarte angegeben werden
  • regionales Getränkeangebot
  • saisonabhängig wechselnde Speisekarte

Auf den Weg machen

Die Hütte

Klicke auf die ? um mehr über verschiedene Bereiche einer Hütte zu erfahren.


Zusammenfassung

Die Sektion München hat mit einem Forschungsprojekt mehrere Hütten auf deren Nachhaltigkeit untersucht

Ergebnisse und mehr Infos unter:

https://www.alpenverein-muenchen-oberland.de/anah

Verhalten auf Hütten

  • Wegegebote beim Zustieg einhalten, keine geschützten Pflanzen pflücken
  • Müll wieder mit runter nehmen
  • Hüttenruhe einhalten
  • Sparsamer Umgang mit Ressourcen
    • Wasserverbrauch minimieren
    • Stromverbrauch reduzieren
    • Essen bewusst wählen (brauche ich eine Halbpension?, muss es immer Fleisch sein?

Biwakieren

Im Folgenden Video erfahrt ihr alles zum Thema “Wo darf ich übernachten?”/Kampieren/Biwakieren:

Regelungen für Bayern ab Minute 5:10 , für Tirol ab Minute 5:46

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Lektion: Infrastruktur für Bergsport


Orientierung

Ob im Sommer Wanderwege, Klettersteige oder im Winter Skipisten, Bergbahnen; die Infrastruktur wird von Bergsportler*innen genutzt und oft als selbstverständlich angesehen. Deshalb geht es in dieser Lektion darum, ein Verständnis dafür zu entwickeln, z.B. welcher Energieaufwand benötigt wird, um die Infrastruktur so wie wir als Bergsportler*innen Sie nutzen, bereitzustellen.


Fakten

Skigebiet

Ab den 1950er Jahren entwickelte sich der Skisport zum Massenphänomen, seit den späten 1960er Jahren fand der Ausbau der Skigebiete im Rekord Tempo statt. Im gesamten Alpenraum gibt es heute mehr als 900 Skigebiete. Aktuell ist jedoch das alpine Skifahren stagnierend, unter Anderem auch weil die Schneesicherheit schwindet.

Kunstschnee + Schneedepots

Kunstschnee ist im Grund ein Gemisch aus Wasser und Luft + Kälte und Energie. Kälte deshalb, weil die künstliche Schneeproduktion lediglich bei Temperaturen zwischen -5 und -10°C wirklich effizient ist. Zusätzlich wird eine relative Luftfeuchtigkeit von mind. 40% gebraucht. D.h. im Umkehrschluss: die beste Zeit für künstliche Beschneiungsanlagen ist nachts.

Die Schneeproduktion ist sehr energie- und wasseraufwändig, für 3m³ Kunstschnee sind (je nach Bedingungen) bis zu 1m³ (1000 Liter) Wasser nötig. Die Gemeinde Kitzbühel z.B. nutzt knapp 50% ihrer kommunalen Wasserversorgung, um im Winter Schnee zu erzeugen.

Der Energieverbrauch von Schneekanonen variiert auch je nach Modell und Bedingungen. Große Schneekanonen brauchen bis zu 20kW pro Stunde. Dies entspricht etwa dem Energieverbrauch von 200 Stunden Fernseh-schauen. Natürlich bemüht sich die technologische Forschung, immer neue, energiesparende Produkte auf den Markt zu bringen. Allerdings bleibt die künstliche Schneeerzeugung sehr Wasser und Energieaufwändig.

Loipenanlage

Bei der Präparierung von Loipen kommen zwei zusätzliche Komponenten ins Spiel:

  • natürliche Schneelage in Talnahen Gebieten ist mittlerweile oft unzureichend
  • Großer Geräteeinsatz zur Spuranlage notwendig. Dies sorgt für weitere Bodenverdichtung.

Seilbahn

Mit der Erfindung der Seilbahn begann auch die Erschließung der Alpen für eine größere Menge von Menschen. Zum Beispiel hat die Zugspitzbahn eine Kapazität von 580 Personen/Stunde (Quelle: Eine Seilbahn der Superlative | Zugspitze). Durch diese Massen an bewegten Personen kommt es natürlich auf dem Berggipfel zu entsprechenden Folgen: Müllverschmutzung, Bodenbeeinträchtigungen (da Wege für Fotos verlassen werden) und ein generell erhöhter Besucherdruck.

Klettersteig

Von Naturschützern wird hier oft kritisiert, dass durch die Erschließung mit Klettersteigen der Zugang zu sensiblen Alpenräumen für mehr Menschen möglich gemacht wird, was wiederum zu einer größeren Belastung (von z.B. Gipfeln) führt. Gleichzeitig führen Zu- und Abstiege zu eher abgelegenen Klettersteigen durch sensible Naturräume.


Auf den Weg machen

Teste dein bisheriges Wissen und ziehe die Wörter an die richtige Stelle!


Zusammenfassung

Skitourismus

Die Infrastrukturen des Skitourismus haben die betroffenen Regionen und Landschaften stark geprägt. Mit Skigebietserweiterungen und -zusammenschlüssen in bisher naturbelassenen Räumen setzt sich diese Entwicklung fort. Der Grund für die zahlreichen Kapazitätssteigerungen, Neuerschließungen und Skigebietsverbindungen ist die starke Konkurrenz der Skigebiete untereinander. Mit einem größeren Angebot von Pistenkilometern erhofft man sich einen Wettbewerbsvorteil. Doch die Anzahl der Skifahrer stagniert. Das zeigen die „Skier Days“, die die Anzahl der Gäste erfassen, die an einem Tag ein Skigebiet nutzen. Gleichzeitig sorgt der voranschreitende Klimawandel für eine jährlich abnehmende Schneesicherheit, was dem weiteren Ausbau und Investitionen in Skitouristische Infrastruktur widerspricht.

Klettersteig

In der Folge erklärte eine Projektgruppe des DAV und OeAV das Neubau-Tabu des Grundsatzprogramms als nicht relevant für Klettersteige, da diese nicht der Kategorie „Wege“ zuzuordnen seien.
Im Jahr 2007 verabschiedete die DAVHauptversammlung einen „Kriterienkatalog für die Errichtung von Klettersteigen“.
In diesem wird unter anderem gefordert, dass „auch für Alpenvereins-Sektionen die Möglichkeit geschaffen wird, selbst
die Federführung bei der Umsetzung von Klettersteigprojekten zu übernehmen.“
Dieser Kriterienkatalog ist der Maßstab bei allen Neuanlagen von Klettersteigen, die unter Beteiligung von DAV-Sektionen
durchgeführt werden.

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Lektion: Nachhaltigkeit im Alltag


Orientierung

Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur Thema in einer eingeschworenen Öko-Fuzzi-Blase, sondern in aller Munde. Zum Glück entwickelt sich in der Gesellschaft mehr und mehr ein Bewusstsein für die Brisanz des Klimawandels, denn seit einigen Jahren und vor allem im Sommer 2022 bekommen wir dessen globalen Auswirkungen vermehrt zu spüren. Um der globalen Erwärmung zumindest teilweise entgegenzuwirken, haben auch wir als Bergsportler*innen einige Hebel, welche im Verlauf dieser Lektion vorgestellt werden.

Gleichzeitig zu unserem privaten Handlungsfeld gibt es natürlich auch einige politische Rahmenbedingungen, welche sich um die nachhaltige Entwicklung kümmern.

SDGs

Die von der UN festgelegten Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung hinsichtlich sozialer, ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte. Diese basieren auf der Agenda 2030.

Alpenkonvention

Die Alpenkonvention ist ein Rahmenvertrag zum Schutz der Alpen, der von allen Alpenstaaten und der Europäischen Union unterzeichnet wurde.

8 Protokolle stellen die Basis zur Umsetzung verschiedener Maßnahmen mit dem Ziel der nachhaltigen Entwicklung des Alpenraumes dar.


Fakten

Einen sehr großen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck haben wir durch unser Konsumverhalten. Daher sind viele Entscheidungen des Alltags wichtig für den Klimaschutz und die individuelle Nachhaltigkeit: Wie bewegen wir uns fort? Wie heizen wir unsere Wohnung? Was essen wir und welche Produkte kaufen wir? Die Antworten auf diese Fragen entscheiden, welche Menge an Treibhausgasen emittiert werden.

Aber beim Klimaschutz gilt: Jeder Beitrag zählt. Wir alle können dazu beitragen, die Erderwärmung zu verlangsamen. Jeder und jede Einzelne kann nicht nur kiloweise, sondern sogar tonnenweise klimaschädliches CO2 vermeiden – bei sich selbst und bei anderen. 

Durchschnittlich ist jede Person in Deutschland für die Emission von 11,17 Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich. Der EU-Durchschnitt liegt bei 8,6 Tonnen CO2e.


Auf den Weg machen

Ernährung

Unsere Ernährung hat einen großen Einfluss auf unser CO2-Budget. Je nach Studie beträgt der Anteil der Emissionen aus der Ernährung an den Gesamtemissionen bis zu 30%! Vor allem die Produktion von Fleisch als Nahrungsmittel hat einen hohen Wasser-, Futtermittel- und damit auch Flächenverbrauch zur Folge.

Für die Produktion von 1 KG Rindfleisch werden bis zu 15.300 Liter Wasser benötigt

– PETA Deutschland

Mit dieser Wassermenge, könnte man 1 Jahr lang täglich duschen. Deshalb lautet die Devise für klimafreundliche Ernährung: wenn dann “gutes” Fleisch. Dazu gehört grundsätzlich Fleisch, das nach den Kriterien des EU-Biosiegels, der Bio-Anbauverbände und dem Produktionsverband Neuland hergestellt wurde sowie so genanntes “Weidefleisch”, das von Tieren stammt, die ganzjährig auf der Weide standen. Gleichzeitig sind bei diesen Siegeln oft auch das Tierwohl und artgerechte Haltung berücksichtigt. Noch besser wäre es, ganz auf den Fleischkonsum zu verzichten und die Nährstoffe stattdessen über Hülsenfrüchte zu sich zu nehmen.

Für Vegetarier ist ProVeg Deutschland eine gute Informationsquelle mit leckeren Rezepten.

Mobilität

Im Jahr 2019 war der Verkehrssektor für rund 164 Mio. t Treibhausgase verantwortlich und trug damit 20 % zu den Treibhausgasemissionen Deutschlands bei. Dieser relative Anteil ist gegenüber 1990 um sieben Prozentpunkte gestiegen. Damit ist der Verkehr der einzige Sektor, der in den vergangenen Jahrzehnten seine Treibhausgasemissionen nicht mindern konnte. Daher ist die Devise auch hier: wo immer möglich das Auto mal stehen lassen und auf Alternativen umsteigen. Mehr Informationen findest du in der Lektion Mobilität.


Zusammenfassung

Nachhaltigkeit erlangt einen immer höheren Stellenwert in der Gesellschaft und die zugehörigen Themen werden in vielen Kreisen diskutiert. Die Folgen des Klimawandels sind bereits spürbar und waren gerade in Bergregionen im Sommer 2022 sehr real.

Bis 2030 wird sich noch einiges tun müssen und die Weltgemeinschaft hat sich viele ehrgeizige Ziele gesetzt. Einen guten Überblick über die nachhaltigen Entwicklungsziele findest du hier:

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Lektion: Von der Halle an den Fels


Orientierung

Klettern hat mittlerweile ein sehr breites Publikum. Den schnellsten Zugang bekommt man über den Besuch einer Kletterhalle. Vor allem in Großstädten gibt es immer mehr Kletterhallen mit einem großen Kursangebot. Im Grunde ist jedoch Klettern ein Natursport und viele Kletterende wagen auch nach einem ersten Kontakt mit künstlichen Griffen indoor den Schritt an den Felsen. Dabei betritt man im wahrsten Sinne eine andere Welt und es gibt einige naturschutzfachliche Belange zu beachten.


Fakten

Viele Felsen sind Rückzugsgebiete für seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Auch anderer Nutzergruppen wie Landwirt*innen, Jäger*innen, Förster*innen oder Anwohner*innen haben ihre eigenen Anliegen; diese sind wichtig und müssen beachtet werden.

Wichtige Biotope:

Felsköpfe

diese sind oft mit seltenen bzw. geschützten Pflanzen bewachsen. Deshalb bitte nicht über den Felskopf aussteigen!

Der Wandfuß

z.B. Geröll-/Schutthalden am Wandfuß sind für einige Pflanzen Lebensraum. Deshalb auf den markierten Zustiegswegen bleiben!

Botanik am Fels

in kleinen Spalten, schmalen Bändern sowie Löchern bildet sich nur sehr langsam nährstoffreicher Humus – und diese Schicht ist sehr dünn. Spezielle Blumen welche ihre Wurzeln in die Felsspalten ausstrecken sind wahre Hungerkünstler.

Beispiele für Felsbewohner:

Felsbrütende Vögel

Wanderfalken sind etwas größer als Turmfalken und brüten von ca. Februar bis Juni. Die Eier werden in Felsnischen gelegt und zunächst vom Gefieder der Eltern vor negativen Einflüssen geschützt. Werden die Vögel in dieser Zeit von z.B. Kletternden gestört, gefährdet dies den Nachwuchs.

Uhus brüten gerne an Felsen, aber nicht nur dort. Sie bevorzugen Felsbänder, auf denen sie sich eine einfache Nestmulde scharren, können aber auch am Wandfuß brüten. Die Jungen halten sich bevor sie flügge werden oft am Felsfuß oder auf Felsbändern auf. Bei einer Begegnung sollte man sich möglichst rasch zurückziehen, um keinen Kontakt mit einem besorgten Elterntier zu provozieren!

Siebenschläfer

ist ein nachtaktives Nagetier, welches sich hauptsächlich in Baum- oder Felshöhlen aufhält. Faucht es aus einem  Loch oder Riss in einer Route heraus, dann hat  man einen Siebenschläfer gestört.

Fledermäuse

Fledermäuse sind dämmerungs- bzw. nachtaktiv und hängen oft in dunklen Felsspalten oder Höhlen. In Deutschland sind alle Fledermausarten auf der roten Liste als gefährdet gelistet, einige sogar vom Aussterben bedroht.

Reptilien

sind wechselwarm, d.h. sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Deshalb findet man sie oft an sonnigen Plätzen oder auf Steinmauern. Eidechsen sieht man oft in Klettergebieten. Da sie sehr scheu sind und sich schnell zurückziehen, herrscht beim Klettern kein großes Konfliktpotential.

Die ungefährliche Schlingnatter (links) ist neben der Ringelnatter die häufigste Schlangenart in Deutschland. Sie wird oft mit der Kreuzotter (rechts) verwechselt, allerdings sind die giftigen Kreuzottern oft etwas dunkler und haben das charakteristische Kreuzmuster auf dem Rücken.

Weiterhin sollte die Nachtruhe (gerade aufgrund vielen nachtaktiven Tieren) eingehalten werden. Dazu gehört u.a., keine Partys zu feiern oder am Kletterspot zu übernachten. In manchen Gebieten z.B. dem Elbsandstein gibt es eine spezielle Kletterethik – hier sollen z.B. kein Chalk oder technische Hilfsmittel verwendet werden, da dies den Sandstein zerstören kann. Außerdem gilt wie immer der Grundsatz: keinen Müll hinterlassen, oder noch besser: hinterlasse den Platz sauberer als du ihn vorgefunden hast!


Auf den Weg machen

Ecopoint ist ein relativ neues Konzept zur nachhaltigen Mobilität beim Klettern. Dazu gibt es eine ansprechende Homepage, welche als Community-Projekt angedacht ist. Wenn auch du mit den Öffis oder mit dem Fahrrad zum Fels reist, kannst du dort deine Erfahrungen teilen!

Viele der oben beschriebenen Punkte findest du in der #natürlichklettern Kampagne des Bundesverbandes

Aktuelle Infos und generelle Regelungen zu den relevantesten Klettergebieten in Deutschland gibt’s sehr übersichtlich in der DAV Felsinfo.


Zusammenfassung

Die wichtigsten Regeln zum naturverträglichen Klettern am Fels sind in einem kleinen Video zusammengefasst:

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Lektion: Mobilität

(c) Thomas Obermair

Orientierung

Die Anfahrt zum Berg ist einer der Hauptemissionstreiber im Bergsport!

Der Berg ist seit Jahren ein Energiespender und zugleich Rückzugsquelle für uns Bergsportler*innen. Doch schon auf dem Weg zu ihm hinterlassen wir unsere Spuren. Das Anfahrtsmedium Nr. 1 ist nach wie vor der private PKW. Dieser ist aber leider die am wenigsten umweltfreundliche Variante: Er verstopft Straßen, füllt Parkplätze und stößt viel CO2 aus. Doch es gibt Alternativen, um unseren Bergsport bereits bei der Anreise nachhaltiger zu gestalten.


Fakten

Wo liegt das Problem an der Mobilität? Die Anfahrt in die Berge hat einen erheblichen Einfluss auf die Klimabilanz des Bergsportes generell.

  • Eine einzelne Fahrt von München zum Spitzingsattel mit dem PKW (Benzin) verursacht ca. 5 kG mehr CO2 als eine öffentliche Anreise.
  • Zum Beispiel sind ca. 70% des CO2-Fußabdrucks eines Alpinkletterers auf das Thema Mobilität zurückzuführen (Quelle: Allianz pro Schiene).
  • Laut ADAC lohnt sich ein PKW erst ab einer durchschnittlichen Fahrleistung von 11.250 Kilometer/Jahr. Gerade mal 28% der Deutschen kommen auf mehr als 15.000 Kilometer/Jahr. Fazit: oft lohnen sich Carsharing-Angebote oder Mitfahrgelegenheiten mehr.

Vorteile der öffentlichen Anreise:

  • keine nervigen kilometerlangen Staus
  • finanzielle Vorteile: keine Parkplatzgebühren + günstige Anreise mit dem Deutschlandticket oder Kombitickets z.B. mit Skipass
  • ermöglicht manche Touren erst, bei denen Start- und Zielpunkt nicht identisch sind

Auf den Weg machen

Berechnung der Energie und Abgase der Anreise im Vergleich

  1. Route (Start + Ziel eingeben)
  2. Verkehrsmittel wählen
  3. Die Reiter Route, Energie und Abgase anschauen

Angebote bzw. Informationen zur Möglichkeit von Bergtouren mit öffentlicher Anreise auf der Homepage: (Quelle: Gruppe ZugBusBerg). Folgende Regionen sind detaillierter mit Tourenvorschlägen dargestellt:

  • Spitzingsee-Gebiet
  • Kaisergebirge
  • Werdenfelser Land
  • Mittenwald, Scharnitz, Seefeld
  • Karwendel
  • Touren im S-Bahn-Gebiet München

Ergänzend zur Schiene, sind Regionalbusse für die sogenannte “letzte Meile” im Einsatz:


Zusammenfassung

Summa summarum: Unser Bergsport erlebt in den letzten Jahren einen großen Zuwachs. Gerade in großen Ballungsräumen ist die Suche nach Naturerlebnissen zum Ausgleich sehr verständlich. Dies bewirkt jedoch einen hohen Freizeitdruck auf alpine Gebiete, die in der Nähe von Großstädten liegen.

Deshalb und aufgrund des großen CO2-Ausstoßes einer Anreise mit PKW ist eine umweltfreundliche Anreise wichtig. Die Nutzung des ÖPNV (Bus & Bahn) sowie das Bilden von Fahrgemeinschaften ist hier ein Schritt in die richtige Richtung. Das Fahrrad kann eine gute Ergänzung zur Überwindung der “letzten Meile” vom Endbahnhof zum Ausgangspunkt der Tour darstellen.

Übersicht über Carsharing-Angebote: Mitfahrgelegenheiten in die Berge – Mobilität – Natur & Klima – Deutscher Alpenverein (DAV)

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Lektion: Fauna im Sommer

(c) frommes-alp.at

Orientierung

Der Sommer in den Bergen ist für Jede*n ein besonderes Erlebnis: blühende Wiesen, idyllische Almen, wilde Gämsen und verspielte Murmeltiere gehören selbstverständlich mit dazu. Im Sommer haben Wildtiere andere Ansprüche als im Winter, jedoch sollte auch in der warmen Jahreszeit Rücksicht genommen werden.


Fakten

Steinadler

Nachdem er im 17./18. Jahrhundert fast vollständig ausgerottet wurde, steht der Steinadler heutzutage in der gesamten EU unter Schutz. Im Sommer sind Murmeltiere die Haupt-Beutetiere von Steinadlern. Die Nistplätze liegen oft unterhalb des Jagdgebietes in Felsnischen.

Murmeltier

Das Murmeltier ist nach dem Biber das zweitgrößte Nagetier. Von ca. Oktober bis April hält es Winterschlaf.

Gerade im Sommer werden Murmeltiere gerne in touristischen Hotspots mit Futter angelockt. Dies ist für die Tiere sehr gefährlich, da sie oft an von Menschen oder Haustieren übertragbaren Krankheiten sterben.

Durch ihre hohen Pfiffe warnen Murmeltiere ihre Artgenossen wenn sich ein potentieller Fressfeind nähert.

Gämse, Reh und Rotwild

Gämsen kann man relativ oft auf Bergtouren sehen. Ihr Lebensraum reicht von den höchsten Felsregionen über die alpine Rasenzone, Krummholzzone und den Bergwald bis zu unterwuchsreichen Wäldern der Tallagen. Ihre Hufe sind wie bei Steinböcken sehr gut ans alpine Gelände angepasst, was sie zu Kletterspezialisten macht.

Gämsen, Reh und Rotwild bringen das Problem des Wildverbisses mit sich. Je mehr die Tiere in ihren natürlichen Ruhephasen zur Nahrungsaufnahme gestört werden, desto höher ist der Verbiss an Jungbäumen, was die natürliche Waldverjüngung unmöglich macht.

Steinbock + Bartgeier

Der Bartgeier ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,9m einer der größten flugfähigen Vögel der Welt. Der Steinbock stammt ursprünglich aus dem asiatischen Hochgebirge und bewohnt die Matten- und Felsregionen oberhalb der Waldgrenze.

Sowohl Bartgeier als auch Steinbock standen beide kurz vor der kompletten Ausrottung. Jedoch gab es bei beiden Tiergruppen Wiederansiedlungsprojekte. Der Steinbock wurde durch den italienischen König im Gran Paradiso Nationalpark unter Schutz gestellt, wodurch die letzten 250 Exemplare im Laufe der Zeit wieder eine stabile Population aufbauen konnten. Für den Bartgeier gibt es seit Jahren Wiederansiedlungsprojekte im Nationalpark Berchtesgaden.

Bartgeier

Auf den Weg machen

In einem kleinen Quiz kannst du dein Wissen zur sommerlichen Fauna nochmals testen:


Zusammenfassung

Den größten Gefallen tust du den Tieren, wenn du Touren in der Dämmerung und während der Nacht vermeidest – durch sorgfältige Planung im Vorhinein. Auch Zelten und geplante Biwaks sind ein Tabu!

Weiterhin solltest du – sofern du mit Hund unterwegs bist – diesen in der freien Natur immer an die Leine nehmen!

© 2022 Sektion München des DAV e.V.

Lektion: Fauna im Winter


Orientierung

Wenn Du im Winter nach draußen gehst um Deinen Lieblingsberg zu besteigen, betrittst du eine verwundbare Welt. Die Tiere dort leben in harten Bedingungen ohne ein warmes Zuhause wie wir Menschen.

Manche Tiere haben spezielle Anpassungs- bzw. Überlebensstrategien entwickelt: sie zehren von ihren über den Sommer aufgebauten Fettreserven, bleiben bevorzugt in geschützten Bereichen oder in Schneehöhlen um sich vor Fressfeinden zu verstecken und warm zu bleiben.

Im Folgenden lernst du einige Vertreter des Tierreichs mit ihren Anpassungsstrategien kennen.


Fakten

Raufußhühner

Raufußhühner, eine Unterfamilie der Fasanartigen sind Hühnervögel die sich an kälteres Klima angepasst haben. Im Alpenraum gibt es vier wichtige Vertreter:

  • Haselhuhn
  • Auerhuhn
  • Birkhuhn
  • Schneehuhn

Schneehase

Schneehasen sind thermomorph, d.h. sie verändern ihre Erscheinung je nach Saison – im Winter haben sie weißes Fell und im Sommer braunes, was ihre Tarnung im Gelände ermöglicht. Die Ohren bleiben allerdings immer dunkel gefärbt!

Steinbock und Gams

Die wohl majestätischsten Tiere der Alpenwelt sind Steinböcke mit ihren großen, geschwungenen Hörnern. Der Steinbock war im Alpenraum fast ausgerottet. Nur dank der Schutzbemühungen im Gran Paradiso Nationalpark überlebte eine kleine Population, welche sich nun wieder auf einen alpenweiten Bestand von ca. 25.000 Tieren vermehrt hat.

Auch die Gams wurde intensiv bejagt. Sie flieht oft mit einem Fauch-Ton um ihre Artgenossen zu warnen. Besonders im Winter sollten Bergsportler ein Aufscheuchen meiden, da die Flucht im Tiefschnee bis zu 60 mal mehr Energie kostet als im Sommer und damit das Überleben in den Wintermonaten gefährdet ist.

Murmeltier

Das Murmeltier ist sehr reinlich, was in einer Großfamilie von bis zu 20 Individuen auch notwendig ist. Die Monate von ca. Oktober bis April hält das Murmeltier Winterschlaf. Dabei wird die Körpertemperatur von fast 40°C auf bis zu 5°C abgesenkt. Die Herzfrequenz nimmt von 110 Schläge/Min auf unter 10 Schläge/Min ab. Diese Anpassungen führen dazu, dass der Energieverbrauch während des gesamten Winterschlafs dem von nur 12 Tagen entspricht. Trotzdem verlieren die Tiere bis zu 50% ihres Körpergewichtes.

Rotwild, Damwild und Reh

Der bekannteste Vertreter des Rotwilds ist der Rothirsch, der das größte in den Alpen lebende Wildtier ist. Er lebt fast das gesamte Jahr über äußerst sozial in großen Rudeln zusammen, siehe Bild oben.

Der Damhirsch war infolge der letzten Eiszeit in Europa ausgestorben, wurden aber im Mittelalter u.a. zu Jagdzwecken wieder angesiedelt. Er ist deutlich kleiner als der Rothirsch und das Männchen ist an seinem markanten Schaufelgeweih zu erkennen, siehe Bild unten.

Mit einer Schulterhöhe von 84cm und einem Gewicht von mx. 30-35 kg ist das Reh die kleinste Hirschart. Im Herbst gibt das Reh das Territorial-Verhalten auf und vereinigt sich zu unterschiedlich großen Sprüngen. So können sich die Gruppen gegenseitig bei Gefahr warnen.

Besonders im Winter gibt es Futterstellen für Wild, um den Hungertod im Winter zu vermeiden. Diese Stellen gilt es als Wintersportler zu meiden, da hier die Tiere ihre Ruhephase haben. Ebenso wichtig ist es, die Äsungsphasen (Dämmerungsstunden) zu meiden.


Auf den Weg machen

Wer im Winter Tierspuren erkennen kann weiß, in wessen Wohnzimmer er/sie gerade unterwegs ist.

Birkhühner

Birkhühner brauchen halboffene Lebensräum – einerseits dichte Wälder um sich zu verstecken und gleichzeitig verbuschtes Gelände um Nahrung zu finden. Im Winter graben sie sich in eine Schneehöhle ein, wofür es eine 30cm durchgehende Schneedecke braucht. Schneehöhlen können gut hinter Schneewechten gegraben werden. Diese liegen oft entlang von Graten – und damit im typischen Bereich von Aufstiegsspuren von Ski- und Schneeschuhtouren. Aktiv sind Birkhühner überwiegen während der Dämmerung.

Für uns als Bergsportler*innen bedeutet das, sportliche Aktivitäten im Lebensraum von Wildtieren vor allem in den Phasen zwischen 6-8 Uhr morgens sowie 16-20 Uhr Abends zu vermeiden. Der Bereich, in dem die Birkhühner ihre Schneehöhlen graben sollte grundsätzlich gemieden werden.

Zeitliches Aktivitätsmuster Birkhuhn
Lebensraum von Birkhühnern.

Hier nochmal ein kleines Quiz:

Auswirkungen von Störungen von Wildtieren:

Gämse

Eine plötzliche Flucht in einer steilen Schneeflanke mit 50cm Neuschnee kostet eine Gämse ca. 60 mal so viel Energie im Vergleich zu einem normalen Äsungsgang.

(c) bepart of the mountains

Birkhuhn

Wenn ein Birkhuhn einmal von seiner Schneehöhle fliehen muss, bleibt es zunächst mehrere Stunden in alarmiertem Zustand auf einem Baum, bevor es eine neue Schneehöhle gräbt.

(c) bepart of the mountains

Allgemein

Insgesamt sind negative Effekte durch den Wintersport ca. 30% häufiger als durch andere Freizeitaktivitäten.

(c) bepart of the mountains

Zusammenfassung

Wildtiere haben gerade im Winter mit sehr widrigen Bedingungen zu kämpfen. Trotz Kälte, Wind und Schnee müssen sie ihre Körpertemperatur halten, wozu sie diese in den meisten Fällen absenken und den Stoffwechsel herunterfahren.

Futter ist schwer zu finden und hat oft nur einen geringen kalorischen Wert. Jedes bisschen Energie was über den Sommer aufgebaut wurde muss nun sparsam genutzt werden.

Wildtiere neigen im Winter dazu in ihren Komfortzonen zu bleiben, denn hier ist ihr Leben etwas einfacher: am Waldrand, an Windkanten und anderen schneefreien oder sonnigen Zonen. Gleichzeitig fahren Sie ihre Lebensfunktionen herunter (geringe Körperkerntemperatur, weniger Herzschlag) und bewegen sich nur wenn es nötig ist.

Wie Du nun weißt ist der Winter zwar für uns Bergsportler*innen toll, aber kein Spaß für die Tiere. Wir sollten uns dementsprechend bei unseren Freizeitaktivitäten rücksichtsvoll verhalten, um deren Überleben im Winter nicht zu gefährden.

© 2022 Sektion München des DAV e.V.

Lektion: Bergwald


Orientierung

Eine Bergtour in den Alpen startet in der Regel im Wald. Der Bergwald hat zahlreiche Funktionen: Er ist Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Oft bewahrt er als Schutzwald Siedlungen und Infrastruktureinrichtungen vor Lawinen, Steinschlag und Hochwasser sowie den Boden vor Erosion. Im Folgenden lernst du mehr über diese Schutzfunktion, aber auch über die Bewohner des Waldes.


Fakten

Der Bergmischwald mit Tanne, Fichte und Buche ist in den niederschlagsreichen Nordalpen in der montanen Stufe die vorherrschende natürliche oder naturnahe Waldgesellschaft. Im Bergmischwald der Alpen sind die Buche, sowie in den höheren Lagen als Gebirgsnadelwald die Gemeine Fichte, die Europäische Lärche und Kiefern-Arten bestandsbildend, in den südlichen Teilen auch Eichen-Arten und die Edelkastanie. Dazu kommen beigemischt Weiß-Tanne, Zirbelkiefer, Berg-Ahorn, Linden-Arten, die Gemeine Esche, Vogelbeere, Echte Mehlbeere und Grün-Erle vor.

Funktionen des Bergwaldes:

  • Schutz vor Lawinen
  • Schutz vor Steinschlag
  • Schutz vor Hochwasser
  • Schützt den Boden vor Erosion
  • Bindet Kohlenstoffdioxid (natürliche Kohlenstoffsenke)
  • Habitat für Tier- und Pflanzenwelt
  • stellt Ressourcen zur Verfügung (Bauholz, Heizholz, Erholungsort,…)

Auf den Weg machen

Neben den Funktionen als Schutz- und Nutzwald gibt es einige Waldgebiete, die kompletter Naturwald sind, z.B. in Kernzonen von Schutzgebieten. Hier wird seit mehreren hundert Jahren der Natur freie Hand gegeben, sodass sich äußerst komplexe Ökosysteme entwickeln. Dort kommen geschützte Arte wie z.B. Dreizehenspecht, Weißrückenspecht, Haselhuhn vor.

Doch der Bergwald kann seine vielfältigen Aufgaben derzeit nur eingeschränkt erfüllen. Hauptursachen dafür sind die Belastung mit Schadstoffen, die Folgen des Klimawandels und der gebietsweise sehr hohe Wildverbiss. Menschliche Aktivitäten wie der immer weiter vorangetriebene Forststraßenbau und vor allem im Staatswald stark gestiegene Holzeinschlag sind problematisch. Durch vermehrten Holzschlag gibt es immer weniger dickstämmiges Totholz, das ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Entwicklungszyklus von Bergwäldern ist.

Ein großes Problem der Bergwälder in Bayern ist die Überalterung. Mit Verjüngungsmaßnahmen und neuen Anpflanzungen versucht man diesem Problem zu begegnen, allerdings entscheidet hier unter Anderem der Verbiss von Wildtieren über den Erfolg. Die jungen Triebe von Tanne und Kiefer schmecken Rehwild besonders gut, Fichten dagegen sind recht resistent gegen Verbiss – was zu unseren größeren Fichten-Monokulturen geführt hat. Diese sind wiederum recht anfällig gegenüber Borkenkäfer-Befall und Windwurf.

In höheren Lagen treffen wir dann auf die Latschen- oder Krummholzzone. Dort drückt sich die Latsche in vielen Verkrümmungen dicht an den Boden. Eine weitere Wuchsform, die sehr auffällig ist, ist der sogenannte Säbelwuchs. Durch Schneedruck über die Jahre hinweg wachsen die Bäume krummsäbelartig in die Höhe.

Säbelwuchs

Zusammenfassung

Ein intakter Bergwald erfüllt viele Aufgaben: Nichts schützt so gut vor Lawinen, Steinschlag, Muren, Hochwasser und Erosion wie naturnaher, gesunder Bergwald. Er fördert die Neubildung von Grundwasser, liefert dadurch sauberes Trinkwasser und reinigt die Luft. Er speichert große Mengen des Treibhausgases CO2 und wirkt damit der Klimaerwärmung entgegen. Außerdem ist naturnaher Bergwald ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

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